KiTa für zu Hause #122 von Juist

Liebe Kinder, liebe Eltern, liebe Fachkräfte,
dieser Blogbeitrag kommt aus der Ev.-luth. Kindertagesstätte „Schwalbennest“ auf Juist.

Nach dem Motto: „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“ starteten wir das Projekt: „Unsere Insel Juist“. Ziel des Projektes ist es, den Kindern Lebensnähe zu ihrer Umgebung zu schaffen. Besonders wichtig dabei ist uns, dass wir gemeinsam die dazugehörigen Menschen besser kennen lernen. Themen wie Sicherheit, Umwelterziehung und Sozialverhalten konnten den Kindern so authentisch vermittelt werden. Außerdem entstand gleichzeitig für uns die Möglichkeit der Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit, um eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.

Die erste Station war das Kurhotel. Dort begleitete uns eine Rezeptionistin in die Kurhaus-Kuppel; von da aus konnten wir die ganze Insel sehen. Auf einer Inselkarte verschafften wir uns dann einen Überblick und entschieden partizipativ mit den Kindern „Wen“ und „Was“ wir besuchen möchten.

Daraufhin ging es in die Hafenspedition. Hier informierte uns ein Mitarbeiter über die Lebensmittelversorgung der Insel. Wir beobachteten Frachtschiffe, Gabelstapler, Pferdekutschen und Trecker. Jedes Kind durfte sogar einmal auf dem Gabelstapler mitfahren.

Zum Thema „Lebensraum Wattenmeer“ verabredeten wir uns mit einer Wattführerin. Wir erkundeten das Watt mit nackten Füssen und lernten viel über Wattwürmer, Muscheln, Krebse und Gezeiten. In der Kita fanden danach unterschiedliche Angebote sowie Gespräche zum Thema Umweltschutz und vor allem Inselschutz statt. Wir gingen zum Beispiel oft an den Strand, um Müll zu sammeln, sprachen über Dünen und wie man sich dort richtig verhält, wir sammelten Naturmaterialien, um dann daraus etwas Kreatives zu gestalten.

Sehr aufregend war es im Wasserwerk. Der Chef führte uns durch alle Bereiche, beantwortete unsere Fragen und erzählte, wie die Wasserversorgung auf unserer Insel funktioniert.

Das Fuhrunternehmen Huf besuchte uns mit zwei Pferden in der Kindertagesstätte. Auf diese Weise lernten wir einen Pferdewirt kennen. Es war spannend, so große Pferde zu beobachten. Wir stellten schnell fest, dass es sehr wichtig ist, sich einem großen Tier gegenüber richtig zu verhalten. Wir mussten uns selbst sehr zurücknehmen und darauf achten, wie wir auf das Pferd zugehen, damit es keine Angst hat. Jedes Kind durfte ein paar Runden auf dem Pferd reiten, was sehr aufregend war.

Für unser kulinarisches Wohl wurde auch gesorgt. Einige Male besuchten wir einen Juister Gastronom, um viele Leckereien zu probieren.

Da wir einen neuen Polizisten auf der Insel haben, war es uns sehr wichtig, ihn und seine Arbeit kennenzulernen. Bei einem Besuch lernten wir die Polizeistation kennen und bekamen alles erklärt. Wir saßen in einer echten Gefängniszelle, sahen Handschellen und das Elektro-Polizeiauto, indem jeder mal sitzen durfte. Wir stellten Fragen und sprachen über den Beruf und die Aufgaben des Polizisten hier auf der Insel.

In der Kindertagesstätte starteten wir dann situationsbedingt eine Themenwoche dazu. Wir bauten eine Polizeiwache, mit allem was dazugehört, und setzten das Gelernte in Rollenspielen um. Wir malten Polizeiautos, entwickelten ein Plakat und kreierten ein Puppentheater, das wir mit Hilfe unseres Tablets verfilmten. Täglich sprachen wir im Morgenkreis über Recht und Unrecht und suchten Beispiele dafür. Außerdem sprachen wir über die Folgen solcher Taten, wie zum Beispiel Diebstahl oder Sachbeschädigung. Abschließend zu der Woche besuchte uns der Insel-Polizist nochmal mit dem Polizeiauto in unserer Insel-Kita.

Weil wir viel Interesse an der Tierwelt haben, fiel uns auf, dass gerade einige Bienen unterwegs waren. So besuchten wir den Imker bei der Bienenbelegstelle. Mit dem Fahrrad fuhren wir den weiten Weg dorthin und waren sehr aufgeregt. Wir konnten alles über die Herstellung von Honig lernen, beobachteten Bienen bei der Arbeit und erfuhren so einiges über Bienenköniginnen und ihre Völker. Wir probierten Insel-Honig aus eigener Herstellung und picknickten auf dem Gelände.

Bei unserer Übernachtung überraschten uns unsere Erzieherinnen mit einer Bootsfahrt. Wir spazierten abends zum Hafen und lernten einen echten Seemann kennen, der uns einlud, mit seinem Boot eine Hafenrundfahrt zu unternehmen. Wir spürten auf dem kleinen Boot Bewegungen des Wassers und sahen, wie große Schiffe an- und ablegten. Aus dieser Perspektive haben wir das noch nie gesehen und die Schiffe sahen viel grösser aus als sonst. Darüber wurde sogar in unserer digitalen Insel-Zeitung berichtet. In der Kindertagesstätte lernten wir dann noch von einer Erzieherin den Achterknoten zu knoten, der sehr wichtig ist, um schnell etwas auf einem Boot festzumachen.

Als eines Tages der Rauchmelder piepte, kamen wir auf das Thema Feuerwehr zu sprechen. Jeder erzählte im Morgenkreis was er schon weiß und wie man sich in solchen Situationen richtig verhält. Wir schauten uns Bilderbücher an und spielten im Rollenspiel Feuerwehrmann. Dazu sangen wir ein Lied über die Feuerwehr. Unsere Neugierde führte uns zu einem echten Juister Feuerwehrmann.

Wir besichtigten die Wache und lernten jedes Fahrzeug kennen. Wir staunten darüber, dass eine Drehleiter 30 Meter weit ausgefahren werden kann. Er erklärte die Geräte und deren Funktion wie zum Beispiel ein Nachtsichtgerät, Pieper, Walkie-Talkies, Atemschutzgeräte, Atemschutzmasken, Verteiler, Absperrbänder und vieles mehr. Danach durften wir sogar im Feuerwehrwagen mitfahren und hielten bei einem Wasserhydranten an. Der Feuerwehrmann zeigte verschiedene Wasserschläuche und jeder durfte mal so tun, als würde er jetzt einen Brand löschen. In der Kindertagesstätte vertieften wir das Thema auf vielfältige Weise, zum Beispiel drehten wir einen kurzen Film über einen Hausbrand.

Für die Zukunft sind wir schon mit dem hiesigen Postboten verabredet, um seine Arbeitsstelle zu besichtigen. Ein weiterer Gastronom möchte die Kinder in sein Restaurant zum Kochen einladen.

Unser Langzeitprojekt bereitete allen Beteiligten sehr viel Freude. Der Mehrwert, den die Kinder daraus ziehen konnten, liegt in der ganzheitlichen Förderung. So wurden Bildungsziele wie zum Beispiel: Emotionale Entwicklung und Soziales Lernen, Entwicklung kognitiver Fähigkeiten und der Freude am Lernen, Körper-Bewegung-Gesundheit, Sprache und Sprechen, Lebenspraktische Kompetenzen, Natur und Lebenswelt stetig angesprochen. Jedes Thema und jeder Besuch trugen dazu bei, die Kinder in ihrer Entwicklung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten zu unterstützen. Fast alle Ziele aus den Bildungsplänen des niedersächsischen Orientierungsplans, wurden durch unser Projekt spielerisch und mit viel Unterstützung der Inselbewohner umgesetzt.