Umgang mit Gefühlen in der Kita

KiTa für zu Hause #170 von Juist

Dieser Blogbeitrag kommt aus der Ev.-luth. Kindertagesstätte „Schwalbennest“ auf Juist.

Dieses Mal möchten wir ein Thema vorstellen, das uns alle bis ins Erwachsenenalter begleitet und ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit ist:

Der Umgang mit Gefühlen

In unserer Gesellschaft kommt es leider oftmals nur auf kognitive Fähigkeiten und Leistung in unterschiedlichen Bereichen an. Gefühle werden dabei oft vernachlässigt. Aber gerade darauf kommt es an, damit unsere Kinder empathische Menschen werden können, die sich anderen gegenüber sozial verhalten. Wir möchten, dass die Kinder Vertrauen in ihre eigenen Gefühle entwickeln und die eigenen Grenzen wahrnehmen. Wenn sie dieses können, verstehen sie auch ihr Gegenüber besser und lernen verantwortungsvoll mit anderen Menschen umzugehen.

Ziele

  • Gefühle verbalisieren
  • ein Bewusstsein für die eigenen Gefühle entwickeln
  • lernen, die eigenen Gefühle zu verstehen
  • die Verbindung zwischen Gefühlen und das daraus resultierende Handeln zu erkennen
  • sich selbst reflektieren
  • über die eigenen Gefühle sprechen und sich dabei wohlfühlen
  • Konfliktlösungen finden, die sozial verträglich sind
  • anhand von Mimik und Gestik Gefühle erkennen
  • unterschiedliche Gefühlszustände kennenlernen

Der erste wichtige Schritt war für uns über Gefühle zu sprechen. Kinder wissen oft nicht, wie es ihnen geht, weil der entsprechende Wortschatz über die unterschiedlichen Gefühlslagen noch fehlt. Dieses hilft ihnen aber, sich differenziert anderen mitzuteilen, sich selbst zu reflektieren und andere besser zu verstehen.

Im Morgenkreis zeigten wir den Kindern Karten, auf denen Gesichter mit unterschiedlicher Mimik zu sehen waren, und alle ein bestimmtes Gefühl zeigten. Die Kinder erkannten sich in fast allen Gesichtern selbst wieder, konnten jedoch nur zwei davon benennen: Traurig und fröhlich. Wir erklärten die anderen Karten auf denen zum Beispiel Enttäuschung, Verzweiflung oder Neid zu sehen waren. Alle Kinder hörten sehr aufmerksam zu und begannen verschiedene Situationen zu schildern, in denen sie sich so gefühlt haben.

Als unterstützende Methode, um das Erlernte zu verfestigen, nutzten wir die App „Chatter Pix“ am Tablet. Diese durften die Kinder in Kleingruppen selbstständig anwenden und gaben mit Hilfe der App den unterschiedlichsten Dingen in unserer Kita eine Stimme, um mitzuteilen, wie sie sich fühlen könnten.

Damit Kinder die Gefühle anderer erkennen können, ist die Schulung von Gestik und Mimik wichtig. Dazu spielten wir in Kleingruppen „Gefühls-Pantomime“. Jeder zog eine Karte und wurde aufgefordert das abgebildete Gefühl mit dem eigenen Körper darzustellen. Die anderen Kinder durften raten, um welches Gefühl es sich handelt. Auf diese Weise hatten alle die Möglichkeit, spielerisch Gefühle bewusst wahrzunehmen und verschiedene Ausdrucksweisen kennenzulernen.

Einige Kinder sind noch nicht in der Lage, ihre Emotionen, wie Wut, auszudrücken, bzw. zu regulieren. Manchmal geschieht es dann doch, dass sie sich nicht verbal ausdrücken, sondern sich mit körperlichem Einsatz wehren, andere verletzen. Dafür entwickelten wir mit den jeweiligen Kindern individuelle Strategien, um mit Konfliktsituationen, die sie emotional belasten, besser umzugehen.

Folgendes Beispiel zeigt, wie wir mit einem Mädchen, dass sechs Jahre alt ist, einen Plan entwickelten, der ihr half, selbstständig mit ihrer Wut so umzugehen, dass sie niemanden verletzt.

  1. Wenn die Wut aufkommt, einen Erwachsenen aufsuchen und das Gefühl benennen.
  2. Die Wut im Schutze eines Erwachsenen rauslassen, bis man selbst spürt, dass sich das Gefühl reduziert. Hierzu dient oft unser Boxsack.
  3. Von dem/der begleitenden Erzieher/in aufgefangen zu werden, indem durch Körperkontakt (z.B. in dem Arm nehmen) und Ruhe die Möglichkeit gegeben wird, darüber zu reden, wie es dazu kam, dass das Mädchen so starke Wut empfunden hat.
  4. Das Geschehene bewusst machen und durch einen Tagebucheintrag verarbeiten.

Des Weiteren kamen einige Bilderbücher zum Einsatz. Diese sind immer noch sehr begehrt und helfen vielen Kindern sich selbst zu reflektieren und zu verstehen. „Der Grolltroll“ war besonders bei unseren U3 Kindern sehr beliebt und half mit der Thematik vertraut zu werden.

Als Methode wählten wir das Kamishibai-Theater. Damit konnten wir die Aufmerksamkeit der Kinder lenken und bewusst machen, es besser zu verstehen (im Anschluss setzten es noch einige Kinder selbständig um, es anderen wiederholt vorzuführen). Danach sprachen wir gemeinsam über persönliche Erfahrungen.

Unser Projekt zeigte schnell Wirkung. Die Kinder nahmen das Thema sehr gut an und trugen viel dazu bei. Im Alltag hat sich einiges in Bezug auf Konflikte sehr verbessert. Das Neu-Erlernte wird von allen Kindern in den unterschiedlichsten Situationen umgesetzt und verinnerlicht. Uns war es vor allem wichtig aufzuzeigen, dass alle Gefühle richtig und wichtig sind. Alle Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung und wichtig ist, sie zu fühlen. Jedes Kind soll darauf achten, die Grenzen anderer anzunehmen, diese nicht zu überschreiten und selbst nicht verletzt zu werden.

Uns ist besonders aufgefallen, dass die Kinder viel empathischer werden, weil sie verstehen, dass auch andere die gleichen Gefühle erleben wie sie selbst.

Es ist ein Thema, dass uns in unserem Kita-Alltag ständig begleitet.