Zwei Sprechblasen eines Dialogs. Blase 1: „Na was machst du denn nun nach der Schule?“ Ich studiere Medizin! „Wow, das ist ja richtig klasse.“ Blase 2: „Und was hast du nach der Schule vor ?“ Ich mache eine Ausbildung zur Erzieherin. „Ach, die Spielen doch nur und trinken Kaffee.“

KiTa für zu Hause #180 aus Mittegroßefehn

Dieser Beitrag kommt aus der Ev.-luth. Kindertagesstätte Arche.

„Den ganzen Tag mit Kindern spielen? Das könnte ich auch.“

Ein gängiges Bild in der Kita: Das Kind sitzt in der Ecke und spielt mit Bauklötzen, die Kindergärtnerin zwei Meter daneben auf ihrem gemütlichen Bürostuhl und trinkt ihren Kaffee. So sieht es jeden Vormittag in den Kitas dieses Landes aus. Während andere draußen für ihr Geld arbeiten und schuften, spielt die Kindergärtnerin den halben Tag mit den Kindern und wird dafür auch noch bezahlt. Faire Welt? Wie fair ist es dann, dass so ein stereotypes Bild in den Köpfen der Menschen verankert ist?

„Den ganzen Tag mit Kindern spielen? Das könnte ich auch.“

„Du bist ja auch nichts gewohnt.“

„Wie kannst du denn müde sein? Du hast doch den ganzen Tag nichts gemacht.“

Auch wenn wir mit dem Beitrag nicht die größte Reichweite haben, lasst uns diese Rollenbilder etwas auflockern und schauen, was in diesen Behauptungen alles falsch ist.

1. Die Kinder spielen ja nur.

Ein Beispiel aus der Gruppe: Es ist 12:43 Uhr und es sind noch 5 Kinder in der Gruppe. 2 Kinder trinken mit einer Kindergärtnerin einen Tee, eine liest einem Kind etwas vor und 2 weitere spielen mit Kreiseln. Nichts besonderes mag man meinen. Aber das solche alltäglichen und vermeintlich unbedeutenden Situationen so viel bewirken, wissen die wenigsten. Beim Einschenken und Trinken vom Tee fördern die Kinder ihre Grobmotorik. Beim Greifen der Kluntje werden erste Fortschritte zur Übung der Stifthaltung (Pinzettengriff) gemacht. Dieser wird auch beim Kreiselspiel gefördert. Und ja, auch 3-jährige können sich schon selbst Tee einschenken und zubereiten. Beim Vorlesen gibt es auch wieder zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder. Von Fantasie und Wortschatzerweiterung über Konzentration und Wissenserweiterung werden da einige Lernziele gefördert. Zudem legen wir großen Wert darauf die unterschiedlichen Bildungsbereiche partizipativ mit dem Kind für das Kind zu gestalten.

2. Die Kindergärtnerin

Das Bild von der klassischen Frau als Kindergärtnerin, die, während das Kind vormittags in der Schule ist, arbeitet, ist veraltet. Der Begriff Kindergärtnerin ist keine anerkannte Berufsbezeichnung. Dieser wird mittlerweile von Sozialpädagogischer Assistent*in über Erzieher*in bis hin zu pädagogischen Studiengängen sehr differenziert benannt. Des Weiteren ist der Beruf des Erziehers kein Beruf, den nur die Frau ausübt. Seit 2011 hat sich die Anzahl an männlichen Beschäftigten in den Einrichtungen auf 7,4% verdoppelt.1 Daher dürfen wir stolz darauf sein, dass wir seit dem Sommer 2023 zwei männliche Erzieher in unserem sechsköpfigen Team haben. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 33,3 %, welcher weit über dem Durchschnitt liegt.

3. Die Erzieherin sitzt daneben und trinkt ihren Kaffee.

Die Erzieherin, die auch Erzieher sein kann, trinkt über den Tag verteilt gar nicht so viel Kaffee, wie man meint. Statistisch gesehen trinkt der Erzieher vergleichsweise weniger Kaffee als Fachkräfte aus dem Kaufmännischen oder medizinischen Bereich sowie aus dem Ingenieurswesen oder dem Management. Um staatlich anerkannter Erzieher zu werden, muss die Fachkraft auch erstmal zwei Jahre die Ausbildung des sozialpädagogischen Assistenten mit einem bestimmten Notendurchschnitt absolvieren, um dann weitere zwei Jahre die Fachschule Sozialpädagogik besuchen zu dürfen, um sich staatlich anerkannte*r Erzieher*in nennen zu dürfen. In anderen Bundesländern muss zudem auch ein Anerkennungsjahr angehängt werden. In unserer Einrichtung wird die Breite der Aus- und Fortbildungen spürbar. Von sozialpädagogischen Assistenten mit Zusatzausbildungen in Integrationstraining bis hin zu Elterncoaching oder Fachkräfte für integrative Bildung und Erziehung und Kleinstkindpädagogik ist viel vorhanden. Alle Fachkräfte sind gewillt sich weiter fortzubilden und haben im Team oder einzeln Weiterbildungen, bspw. im Bereich der Religionspädagogik, des Qualitätsmanagements und der Sprache, erworben. Das spiegelt sich auch im Kalender wider. Monatlich gehen Kollegen auf Team- oder Einzelfortbildungen, nehmen an systematischen Beratungen, wie Fachberatungen, teil. In diesen wird bspw. über Projekte oder Brennpunkte gesprochen und entsprechende Lösungsansätze gefunden. Daher kann das Bild der trinkenden Erzieherin auch eine Form von Beobachtung sein, um das Kind in seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten ressourcenorientiert zu fördern.

Falls noch Fragen offen sind, laden wir Sie herzlich dazu ein, sich unseren Flyer anzuschauen und/oder sich persönlich bei uns zu melden.

Das Team der Ev.-luth. Kindertagesstätte „Arche“ in Mittegroßefehn

Teamfoto der Kita Arche Mittegroßefehn vor der Holländerbrücke / Klappbrücke "Langerackbrügg"