Dieser Blog-Beitrag kommt von der Ev.-luth. Kindertagesstätte „An der Eisenbahn“ in Esens.
Von der Prozessbegleitung Beschwerdemanagement im Kindergarten zur Wahlkampagne
In unserer Teamfortbildung ging es dieses Mal um das Beschwerdemanagement und die Demokratie im Kita-Alltag.
Wir haben mit der Prozessbegleitung der nifbe (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e.V.) unterschiedliche Möglichkeiten besprochen, wie so etwas im Kita-Alltag stattfinden bzw. aussehen kann.
Mit vielen Informationen und neuen Ideen sind wir in unseren Alltag gestartet.
Wir haben ein tolles Buch gefunden: „Im Dschungel wird gewählt“. Wir starteten mit den Vorschulkindern, da dieses Buch viel Input mitbrachte. Eine Menge neuer Wörter, wie Demonstration, Demokratie, Wahlen, Wahlkampagne, Stimmen, Präsident, Regierung, Wahlregeln, Wahlkomitee etc., mussten erstmal verstanden werden. Und schlussendlich wurden die Voraussetzungen und Regeln der eigentlichen Wahl besprochen.
Um auch die jüngeren Kinder mit ins Boot zu holen, stießen wir auf ein weiteres Buch: „Bestimmer sein“. Dieses Buch haben wir mit allen gemeinsam gelesen, so war es auch für die Vorschulkinder gut, um das Thema noch besser zu verstehen.
Und dann ging es zur Sache.
Passend zur Bundestagswahl, wollten auch wir wählen.
Thema:
Freitags ist in unserer Kita der „freie Freitag“ oder Gruppenzeit. Was wollen wir gemeinsam als Gruppe erleben, wie wollen wir unsere Zeit verbringen?
Die Kinder sollten sich etwas ganz Eigenes ausdenken, der Gruppe präsentieren und das, was gewählt wird, wird gemacht.
Tag 1: Wer möchte sich zur Wahl aufstellen lassen?
Die Gruppe wählte zwei Kinder (Mehrheitsentscheidung). Diese zwei Kinder überlegen sich eine Aktion und besprechen diese mit den Fachpersonal.
Tag 2: Plakate gestalten
Es wurden Plakate bemalt und eine Wahlkampagne fand statt.
Kind 1: „Wenn ihr mich wählt, machen wir einen Spaziergang zu einem anderen Spielplatz.“
Kind 2: „Wenn ihr mich wählt, spielen und tanzen wir.“
Ein Wahllokal wurde eröffnet, in dem die Wahl anonym stattfand. So mussten sich die Kinder entscheiden und Punkte auf das jeweilige Plakat kleben. Entscheidungen wie „Ich tanze doch so gerne, aber das andere Kind ist ja eigentlich mein Freund“, waren schwierige Überlegungen, die getroffen werden mussten und mit dem Wahlhelfer besprochen wurden. Der Wahlhelfer war eine Fachkraft.
Und der Sieger: Wir tanzen!
Sich für das andere Kind zu freuen war eine Überwindung aber zeigte Mut. Es fordert Überwindung über die eigenen Gefühle hinwegzusehen und das Glück des anderen zu feiern. Dieser Akt des Mitfreuens zeigte nicht zur Reife, sondern förderte auch persönliche Entwicklung. Letztlich ist es ein Schritt hin zu mehr Empathie und emotionaler Stärke.
Um der Sache noch etwas Besonderes zu verleihen, durften die Kinder, die wollten, sich etwas besonders Schickes anziehen. Auch Entscheidungen wie z.B. „Ich finde das Hemd schick, aber der Junge ist so ein großer Bayern München-Fußball-Fan, also ziehe ich ihm zuliebe das Trikot an“, waren tolle Überlegungen von den Kindern.

